Mittwoch, 22. Mai 2013

Aufarbeitung der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg

In den letzten Jahren erregen immer wieder Berichte über lange untergetauchte NS-Schergen großes Interesse in der Öffentlichkeit. Meist bereits weit über 90 werden sie vor Gericht gestellt und symbolisch verurteilt. Als Historiker frage ich mich allerdings wie es sein kann, dass diese Leute viele Jahrzehnte unbehelligt ein neues Leben führen konnten. Hat man seitens der Justiz kein Interesse diese Personen noch vor Gericht zu stellen?! Oder sieht Justitia mit dem "zweiten Auge" besser? Josef Mengele beispielsweise konnte bis zu seinem Tod in Südamerika leben. Für die deutsche Justiz und den Geheimdienst wäre es ein leichtes gewesen seinen Aufenthaltsort herauszufinden, da er einen regen Briefwechsel mit seiner Familie aufrecht erhielt.  Vor wenigen Tagen nun wurde Hans Lipschis, früherer KZ-Aufseher, verhaftet - nach 68 Jahren; und das obwohl er bereits in den 80er Jahren im Visier der Justiz war. "Nicht genügend Beweismittel" hieß es damals. Fast gleichzeitig lehnt die deutsche Justiz jedoch die Wiederaufnahme eines der schlimmsten SS Massaker in Italien während des Krieges ab.
Wie passt dies zusammen?!

 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ss-massaker-in-italien-a-901122.html
 http://www.spiegel.de/panorama/justiz/frueherer-kz-aufseher-hans-lipschis-verhaftet-nach-68-jahren-a-898517.html



NACHTRAG:

URL: http://www.rp-online.de/gesellschaft/fernsehen/kopfschuss-im-haider-land-1.3408437

"Tatort: Unvergessen" Kopfschuss im Haider-Land

zuletzt aktualisiert: 20.05.2013 - 09:30
Erster Tatort aus dem österreichischen Kärnten. Ermittler Moritz Eisner muss sich mit NS-Verbrechen, einer Kugel im Kopf und erstaunlichen Gedächtnislücken auseinandersetzen. Dabei kommt der Krimi "Unvergessen" als erstaunliche Lehrstunde daher.
Ewig gestriges Jörg-Haider-Land, so korrupt wie einfältig und fest in der Hand der Rechten: Kärnten hat in weiten Teilen Österreichs ein ziemlich schlechtes Image. Auch der erste "Tatort" aus Österreichs südlichstem Bundesland kommt daran nicht vorbei.
"Einem BKA-Beamten wird in den Kopf geschossen - grad' in Kärnten. Du weißt ja eh, dass da unten alles ein Politikum ist", schimpft Moritz Eisners (Harald Krassnitzer) Chef Ernst Rauter (Hubert Kramar) angesichts seines schwerverletzten Chefinspektors.
"Das nächste Mal such' ich mir ein anderes Bundesland aus", antwortet dieser trotzig.
Keiner kann sich hier erinnern
Mit Kugel im Kopf, Teil-Amnesie und einer Reihe Vorurteilen ermittelt sich Eisner an der slowenischen Grenze durch seinen 30. Fall, in dem sich kaum jemand mehr an etwas erinnern kann oder will. Von Alzheimer über Alkohol, bewusstem Verdrängen oder eben Kopfschuss sind die Gründe vielfältig.
Sascha Bigler (Buch und Regie) hat mit seinem ersten "Tatort" namens "Unvergessen" vor dem Hintergrund wunderschöner Bergkulisse ein mystisch-komplexes Werk geschaffen, das naheliegende Plattheiten auslässt.
Das Urteilen bleibt dem Zuschauer überlassen
Von NS-Verbrechen über das Verhältnis zur slowenischen Minderheit bis zur aktuellen politischen Lage werden wichtige Aspekte der schwierigen Kärntner Geschichte angerissen. Vieles bleibt offen, moralische Urteile dem Zuschauer überlassen. Der Film ist am Pfingstmontag (20.15 Uhr) in der ARD zu sehen.
Es sei dem Team wichtig gewesen, einen objektiven Blick zu finden, sagte Krassnitzer in einem ORF-Interview: "Wir wollten jetzt nicht das klassische Kärnten-Bashing machen." Man wolle zeigen, wo Vorurteile beginnen - auf beiden Seiten.
Die Ermittler handeln auf eigene Faust
So ecken im Film die "Wiener Kieberer" schnell in der Provinz an:
Eigentlich krankgeschrieben, macht sich Eisner auf den Weg Richtung Süden, um herauszufinden, wer es warum auf ihn abgesehen hatte. An die letzten 48 Stunden vor seinem Kopfschuss kann er sich nicht erinnern, mit Aussetzern sind die Folgen des Angriffs noch deutlich. Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) folgt ihm natürlich.
Eine Supermarktkassiererin, die sich erinnern kann, wie Eisner bei ihr rote Rosen und Champagner kaufte, bringt sie auf die Spur der Aufdecker-Journalistin Maja (Bojana Golenac). Die Frau und Eisner verband mehr als nur die Suche nach der Wahrheit - was dieser ihrem Mann aber später verschweigt.
Übergroßer Eifer
Als sie tot in einem See gefunden wird und herauskommt, dass sie an einer Geschichte über ein NS-Massaker auf dem "Persmanhof" kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete, ist für Eisner die Sache klar: Da wollte der Kärntner Filz unliebsame Berichte verhindern. Denn einer der Männer, die damals Kinder und Alte ermordeten, könnte heute noch unbehelligt in der Dorfmitte leben. Mit übermäßigem Eifer macht er sich an die Spurensuche - die warnenden Worte Fellners ignorierend.
Vor allem der präpotente Dorfpatron Wiegele (Juergen Maurer), dem vom Gasthaus über den Steinbruch fast alles gehört, ist für den Wiener samt seiner Familie äußerst verdächtig. Er wie auch der Dorfpolizist, der einen slowenisch-deutschen Chor leitet, gehören klar zu der Fraktion, die gerne endlich alles "von damals" ruhen lassen möchten. Doch dann weist ein Fund Fellners in eine andere Richtung. Ist Eisner seiner eigenen Vorverurteilung erlegen?
"Extrem freundlich"
Auch das Film-Team selbst baute beim Dreh in Bad Eisenkappel Vorurteile ab: Er sei schon mit Vorbehalten dorthin gefahren, sagte Bigler. Doch statt auf das nicht immer positive Drehbuch kritisch zu reagieren, hätten ihn die Gemeinde wie die Menschen nur willkommen geheißen: "Alle Türen sind aufgegangen - keine Probleme." Auch Neuhauser schwärmte von den hilfsbereiten Menschen und dem netten Empfang: "Extrem freundlich und bezaubernd - in der Form habe ich das noch nie erlebt."
Im Frühjahr diesen Jahres überraschten die Kärntner gleich ganz Österreich: Entgegen der Meinungsumfragen wählten die Menschen die Jörg-Haider-Erben der rechten FPK krachend ab. Nun regiert dort eine rot-schwarz-grüne Koalition unter einem sozialdemokratischen Regierungschef.

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