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Um den Umgang mit dem PC gleich am Thema einzuüben, habe ich euch den Wikipediaartikel über Piraterie kopiert (Hyperlinks habe ich nur markiert), den ihr nun in WORD oder OPEN OFFICE bearbeiten sollt.
Bei Piraterie (von griechisch πειρᾶν peiran, „versuchen, unternehmen,
auskundschaften“, und πεĩρα peira, „Wagnis, Unternehmen, Überfall“ über
πειρατής,
peirātḗs
und lateinisch
pirata, „Seeräuber“) oder Seeräuberei handelt es sich um Gewalttaten,
Eigentumsdelikte
oder Freiheitsberaubungen, die zu eigennützigen
Zwecken unter Gebrauch eines See- oder Luftfahrzeugs auf hoher See
oder in anderen Gebieten verübt werden, die keiner staatlichen Gewalt
unterliegen. Bis zu einer völkerrechtlichen
Vertragsregelung 1958 wurden unter Piraterie meist dieselben Taten verstanden,
soweit sie überhaupt auf See oder auch von See aus begangen wurden. Staatliche
Maßnahmen stellen, selbst wenn sie unrechtmäßig sind, keine Piraterie dar.
Heute sind solche Maßnahmen Kriegs- und Behördenschiffen vorbehalten, im Rahmen
der Kaperei
wurden sie bis 1856 jedoch auch von staatlich autorisierten Privaten (Freibeuter, Kaperfahrer) vorgenommen und waren dadurch in ihrer äußeren
Erscheinungsform häufig nicht von Piraterie zu unterscheiden. Keine Piraterie
im eigentlichen Sinn sind auch Strand-,
Fluss- und Luftpiraterie.
Status
Piraterie ist international geächtet.
Alle Staaten sind daher unabhängig von der Nationalität der Täter und ihrer
Fahrzeuge sowie vom Tatort zu ihrer Bekämpfung und Verfolgung berechtigt und
dabei zur Zusammenarbeit verpflichtet. Im Altertum waren Piraten meist nicht
von Kriegführenden unterschieden, ihre Beschäftigung galt häufig als ehrbar.
Entsprechend erfolgte ihre Bekämpfung oder auch Insoldnahme nach
Gesichtspunkten der Opportunität. Etwa seit 1400–1200 v. Chr. existierte
im Mittelmeer ein Seevölkerrecht, aber erst um die Zeit des attisch-delischen
Seebundes im 5. Jahrhundert v. Chr. änderte sich darin die
Auffassung des Piraten vom Feind zum Verbrecher. Im ersten Jahrhundert v. Chr.
bezeichnete Cicero die Piraten als Feinde der
Menschheit, gegenüber denen kein Versprechen und kein Schwur zu halten sei.
Nach einer Periode relativer Bedeutungslosigkeit des Seerechts verfestigte sich
diese Ansicht im Hochmittelalter in der pauschalen Friedloserklärung
des vermeintlich außerhalb der christlichen Gemeinschaft stehenden Piraten.
Dies wirkte noch bis ins 19. Jahrhundert fort im Recht, Piraten auf See
jederzeit ohne weiteres töten zu dürfen.
Dennoch tritt Piraterie als überdauerndes Phänomen der
Kulturgeschichte
immer auf, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Dies ist überall dort
der Fall, wo der Seehandel ein ausreichend großes Aufkommen erreicht,
gleichzeitig die Intensität der Überwachung und Bekämpfung ein bestimmtes Maß
im Verhältnis zur Küstenlänge nicht überschreitet und ein Teil der Bevölkerung
in der Piraterie eine lohnende Alternative zu anderer Beschäftigung sieht.
Heute trifft dies vor allem auf Schwellenländer und einzelne große Häfen mit
wenig effizienten Behörden zu sowie auf Seegebiete, wo wichtige internationale
Schifffahrtsrouten an Küsten entlangführen, an denen dadurch die Kapazitäten der
lokalen Behörden überfordert sind. Relativ hohe Risiken für die Schifffahrt
bestehen im Gebiet um Indonesien und in der Straße von Malakka, vor West- und Ostafrika
einschließlich des Golfes von Aden sowie vor Chittagong.
Daneben gibt es noch in der Karibik und in Indien nennenswerte Piraterie.
Betroffen ist weit überwiegend die Frachtschifffahrt, die meist ihres Bargeldes
und der Wertgegenstände, seltener des Schiffes oder der Ladung beraubt wird. Um
Somalia finden in jüngerer Zeit zunehmend Entführungen von Schiff und Besatzung
mit Erpressung der Reedereien statt.
Die Piraterie breitete sich in der Geschichte vor
allem in der Folge von Aufschwüngen des Seehandels
aus, wurde dann aber jeweils bald unterdrückt. Der vermeintlich heldenhafte und
ruhmreiche Charakter der Piraterie im herrschaftsfreien Raum der hohen See und
die Vorstellung von zusammengetragenen Reichtümern haben wesentlich zur
bleibenden Faszination der literarisch-medialen Figur des Piraten beigetragen.
Die Darstellung der Piraten schwankt hierbei zwischen Dämonisierung und
romantisch verklärter Überhöhung.
Geschichte
der Piraterie
→ Hauptartikel: Geschichte der Piraterie
Die erste dokumentierte Piraterie stammt aus dem 14.
Jahrhundert v. Chr. in Ägypten.
Europa
In
der Antike
betrieben alle seefahrenden Völker Piraterie. Es überwog Küstenpiraterie, bei
der mit Ruderbooten und ungedeckten Galeeren
Küstenorte überfallen und küstennah fahrende oder rastende Schiffe bei
günstigen Gelegenheiten überfallen wurden. Erst mit der Entwicklung der Triere im 6.
Jahrhundert v. Chr. wurde es technisch möglich, auch andere Schiffe zu
verfolgen und Piraterie auf See effektiv zu betreiben.[1]
Insgesamt folgte die Entwicklung der Piraterie den technischen Möglichkeiten
des jeweiligen Zeitalters.
In
einer Schwächephase der römischen Republik im letzten Jahrhundert v.
Chr. wurde die Bedrohung der ägyptischen Kornlieferungen durch kilikische Piraten sogar für Rom zu einer
nahezu existentiellen Bedrohung. Erst die entschiedene Kampagne unter Gnaeus Pompeius, 67 v. Chr., stellte
die Sicherheit der Seewege im Mittelmeer wieder her. In der weiteren Geschichte ist nie
wieder in so kurzer Zeit ein so vollständiger und dauerhafter Sieg über das
organisierte Piratentum errungen worden.
Vom
Ende des 8. bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts suchten skandinavische Seeräuber
(Wikinger)
die Küsten Nordeuropas heim. Mit ihren typischen schnellen Wikingerschiffen
drangen sie entlang der großen Flüsse bis tief ins Binnenland vor und
plünderten nach verheerenden Überraschungsangriffen zahlreiche Klöster, Städte
und Handelsplätze.
Bereits
im Spätmittelalter begannen Landesherren und
Städte im Rahmen des Fehdewesens
damit, Schiffskapitäne mit Kaperbriefen auszustatten. Dadurch erhielten die Kaperfahrer
theoretisch einen legalen Anspruch, von der Gegenseite als Kombattanten
behandelt zu werden, allerdings nur so lange, wie der kriegerische Konflikt
andauerte. Setzten sie ihre Räubereien in Friedenszeiten fort – was leicht
geschah, da sie im Gegensatz zu Söldnern
keinen festen Sold
erhielten, sondern nur einen Anteil an der Beute (Prise) –, machte dies sie
umgehend zu gewöhnlichen Piraten. So kam es im letzten Viertel des 14.
Jahrhunderts in Nord- und Ostsee zu einem bedeutenden Anstieg des
Piratenwesens. Die Likedeeler oder Vitalienbrüder
bedrohten und schädigten den Handel der Hanse zeitweilig ernsthaft.[2]
Wie einige spätere Seeräuber im so genannten „Goldenen Zeitalter“
teilten sie ihre Beute zu gleichen Teilen. Daher die Bezeichnung als Likedeeler
(Niederdeutsch für „Gleichteiler“).
Allein
mindestens 428 Seeräuber wurden auf dem Grasbrook,
einer Insel vor den Toren Hamburgs, hingerichtet. Unter ihnen waren auch die
Vitalienbrüder Klaus Störtebeker und Gödeke
Michels.[3]
Im
Mittelmeer wurde die halblegale Praxis der Kaperfahrt, die dem Missbrauch und
der Willkür Tür und Tor öffnete, nicht nur von christlichen Fürsten und den
aufstrebenden Handelsmetropolen wie der Republik
Venedig bis weit in die Neuzeit
hinein betrieben, sondern auch von den Malteser-Ordensrittern und den
moslemischen Herrschern Nordafrikas. Hierbei spielte neben dem Raub auch die
Erbeutung von Sklaven
sowie die Erpressung von Tribut- und Lösegeldzahlungen
eine wichtige Rolle. Die Korsaren der moslemischen Barbareskenstaaten
stellten besonders seit dem 16. Jahrhundert eine Bedrohung für den Seehandel
und die Küsten des gesamten Mittelmeeres und für Teile des Atlantiks dar. Erst
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Barbaresken durch die Flotten
verschiedener europäischer Nationen und der US Navy endgültig besiegt.
Ostasien
Etwa
zur selben Zeit nahm die Piraterie in Ostasien eine ganz andere
Entwicklungsrichtung. Im 13. und 14. Jahrhundert überfielen besonders japanische Soldaten und
Händler (die so genannten Wōkòu) auf eigene Faust die Küsten von Korea und Nord-China. Nur in den Zeiten der versuchten Mongoleninvasionen in Japan kehrten die
Soldaten kurzfristig unter das Kommando des Shogunats
zurück. Im 16. Jahrhundert verlagerte sich die Piraterie vermehrt auf
chinesische Gewässer. Obwohl weiterhin der Name „Wokou“ benutzt wurde, handelte
es sich jetzt eher um einheimische Banditen und Schmuggler, die gelegentlich,
entlang der großen Flüsse, sogar Raubzüge bis weit ins Hinterland unternahmen.
Die Mannschaften wurden hierbei meist in den verarmten südchinesischen
Fischerdörfern rekrutiert.
Seit
den Wirren der Übergangszeit von der Ming-
zur Qing-Dynastie
im 17. Jahrhundert gelang es bestimmten chinesischen Kaufleuten bis ins 19.
Jahrhundert hinein, mehrfach regelrechte „Piraten-Dynastien“ zu begründen, wie
etwa die Familien Zheng, die nicht nur von konkurrierenden (auch europäischen)
Händlern Schutzgelder erpressen konnten, sondern mit
ihren riesigen Flotten auch selbst zu einem politischen Machtfaktor in China,
der Mandschurei
und Vietnam
wurden. Die Verteilung der Beute unter die Mannschaften erfolgte ebenfalls nach
einem festen Schlüssel – im Gegensatz zu den euro-amerikanischen Piraten
derselben Zeit waren die chinesischen Piratenflotten hingegen streng
hierarchisch organisiert.
Karibik und „Goldenes Zeitalter“
→
Hauptartikel: Goldenes Zeitalter (Piraterie)
Nach
der Eroberung und während der Kolonisierung
Amerikas durch Spanien
und Portugal
entwickelte sich in der Zeit vom 16. bis ins 18. Jahrhundert besonders in der Karibik
und in den Küstengebieten Südamerikas eine Form der Piraterie, die noch heute
das Bild der Piraten in der populären Vorstellung, im Film und in der
Belletristik, maßgeblich bestimmt.
Ein
Charakteristikum dieser Epoche bestand darin, dass alle seefahrenden
europäischen Nationen dazu neigten, sich auf
See einen permanenten, hartnäckigen Krieg zu liefern, ohne Rücksicht
darauf, ob sich dieselben Nationen zu
Lande gerade im Krieg befanden oder nicht. So verwischte sich die
ohnehin schon verschwommene Grenze zwischen mehr oder weniger legalen
Kaperfahrern und illegalen Piraten vollständig, und es entwickelte sich das
Phänomen des Freibeuters im eigentlichen Sinn. Das geopolitische Ziel der
zunächst französischen
und englischen,
später auch niederländischen Regierungen bestand vorrangig
darin, an den Reichtümern der Neuen Welt Teil zu haben, und nachrangig, den
Handel ihrer Konkurrenten zu stören. Zusätzlich verschärft wurden diese
Auseinandersetzungen durch die konfessionellen Unterschiede zwischen katholischen
und protestantischen Nationen.
Ziel
der Freibeuter war zunächst vor allem die spanische Silberflotte,
mit der die jährliche Ausbeute der süd- und mittelamerikanischen Bergwerke nach
Spanien geschafft wurde. Die Mannschaften wurden hierbei unter den
einheimischen Bukanieren
rekrutiert, die einen ganz eigenen Lebensstil mit eigenen Gesetzen
entwickelten, und die bei ihren Raubzügen bald auch auf solche Äußerlichkeiten
wie Kaperbriefe
verzichteten. Diese Ära endete um 1690, als alle damaligen Großmächte das
Interesse an einem gesicherten Seehandel höher zu schätzen begannen als die
Schwächung anderer Staaten. In der Folge kam es zu verstärkten Maßnahmen aller
Seemächte gegen Seeräuberei. Die zahlreichen, aber nun von aller Welt
geächteten, Piraten suchten sich zunächst andere Zufluchtsstätten außerhalb der
Karibik, wie die Häfen Nordamerikas, die Küsten Westafrikas oder Madagaskar.
Aber auch hier wurden sie nach und nach, bis etwa 1730, vertrieben.
Piraterie in der Gegenwart
Mit
der zunehmenden Entwicklung und Durchsetzung des internationalen Seerechts
durch die Marinen
der Überseehandel treibenden Nationen und mit der Erfindung und Verbreitung der
Dampfschifffahrt
wurde die klassische Piraterie im Einflussbereich der westlichen
Industrienationen im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts immer mehr
zurückgedrängt. Dennoch stellt die Piraterie in einigen Regionen heute wieder
eine ernsthafte Gefahr dar und nimmt, bedingt durch Globalisierung und
politische Umwälzungen, sogar wieder zu[4].
Und es muss davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer recht hoch ist.
Häufig geben die Reedereien (tatsächlich begangene oder nur versuchte)
Übergriffe nicht an, weil sonst die Versicherungsprämien steigen würden oder
auch das Ansehen Schaden nehmen könnte.
Aufsehenerregende Vorfälle
1991
kam es zum Zusammenstoß zwischen der Ocean Blessing und
dem Tanker Nagasaki Spirit.
Letzterer war nach einem Piratenüberfall führerlos durch die Straße von Malakka gefahren. Es gab 51 Tote,
12.000 Tonnen Öl gelangten ins Meer.[5]
Am
6. Dezember 2001 wurde der bekannte neuseeländische
Regattasegler und Umweltschützer Sir Peter Blake auf seinem Boot von
Flusspiraten in der Amazonasmündung erschossen, als er seiner Besatzung mit einem
Gewehr zu Hilfe eilte.
2005
wurde das Passagierschiff Seabourn
Spirit vor Somalia von mit Maschinengewehren
und Panzerfäusten bewaffneten Booten
angegriffen, wobei es zu einem Verletzten an Bord kam. Das Schiff entkam dem
Angriff jedoch auf die hohe See.[6][7]
Am
4. April 2008 überfielen Piraten die französische Yacht Le Ponant
vor der Küste Somalias
und nahmen etwa 30 Seeleute als Geiseln.[8]
Nach einer Woche wurden die Seeleute freigelassen, die sechs Piraten wurden von
französischen Streitkräften in einem Hubschrauberangriff überwältigt.[9]
Vier der Piraten gehörten dem Clan des damaligen Präsidenten Somalias Abdullahi Yusuf Ahmed an.[10]
Im
September 2008 gelang es Piraten vor der somalischen Küste, den unter der
Flagge Belizes
fahrenden ukrainischen
Frachter Faina mit 30 schweren Panzern an Bord
zu kapern.[11]
Am
15. November 2008 kaperten Piraten den unter liberianischer Flagge fahrenden Supertanker „Sirius Star“
mit nach US-Angaben 25 Besatzungsmitgliedern.[12]
Bemerkenswert war hierbei die Entfernung des saudischen Tankers zur Küste,
nämlich 800 km südöstlich der kenianischen Hafenstadt Mombasa.
Diese Distanz ist für Piratenangriffe bisher sehr ungewöhnlich gewesen, weil
die Entfernung zur Basis der Piraten überaus groß ist, welche in der autonomen
somalischen Region Puntland vermutet wird.
Bemerkenswert
war auch die Beute der Piraten, denn die „Sirius Star“ hatte als neueste
Generation von Supertankern einen Wert von über 150 Millionen Euro. Zusätzlich
hatte sie als Schiffsladung zwei Millionen Barrel Rohöl im
Wert von ca. 80–90 Millionen Euro (ca. 110 Millionen US-Dollar) geladen.
Der
von einer deutschen Reederei verwaltete Tanker Longchamp wurde gegen 2.30 Uhr am 29. Januar 2009 vor der Küste
Somalias gekapert.[13][14]
Wegen des Vorfalls kam es erstmals in Hamburg zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Angriffs auf
den Luft- und Seeverkehr.[15]
Im
Juli 2009 wurde die Arctic Sea in der Ostsee gekapert. Es gibt
Vermutungen, dass das Schiff illegalerweise Waffen lieferte und im Zuge einer
Geheimdienstaktion gekapert wurde.
Rechtliche Situation
Völkerrecht
Der
von Hugo Grotius
Anfang des 17. Jahrhunderts eingeführte Grundsatz der Freiheit der Meere beschränkt die Ausübung
staatlicher Gewalt auf Hoher See auf Schiffe unter eigener Flagge. Piraterie blieb
von diesem Grundsatz jedoch ausgenommen, da ihr Verbot schon lange vorher als zwingendes
Recht angesehen wurde. Dieses Völkergewohnheitsrecht wurde im 20.
Jahrhundert in die zum Seerecht geschlossenen völkerrechtlichen Abkommen
übernommen.
Das
Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen
vom 10. Dezember 1982 verpflichtet wie schon das Übereinkommen über die Hohe See
vom 29. April 1958 die Staaten zur gemeinschaftlichen Bekämpfung der Piraterie
und erlaubt ihnen hierzu auf hoher See das Aufbringen von Piratenfahrzeugen und
die Festnahme der an Bord befindlichen Personen sowie die Beschlagnahme
vorhandener Werte. Die weiteren Maßnahmen unterliegen der Rechtsprechung
des aufbringenden Staates. Auch innerhalb ihrer Hoheitsgewässer besteht die
Verpflichtung der einzelnen Staaten zur Bekämpfung der Piraterie. Ihre
Souveränität bleibt hier jedoch unberührt. Piraten können von Kräften fremder
Staaten daher nur bis an die Grenze der Hoheitsgewässer verfolgt werden, wenn
die Anrainerstaaten keine weitere Kooperation wünschen.
Art. 101
des Seerechtsübereinkommens definiert dazu gleichlautend mit Art. 15 des
Übereinkommens über die Hohe See:
„Seeräuberei ist jede der folgenden Handlungen:
a) jede rechtswidrige Gewalttat oder
Freiheitsberaubung oder jede Plünderung, welche die Besatzung oder die
Fahrgäste eines privaten Schiffes oder Luftfahrzeugs zu privaten Zwecken
begehen und die gerichtet ist
i) auf Hoher See gegen ein anderes Schiff oder
Luftfahrzeug oder gegen Personen oder Vermögenswerte an Bord dieses Schiffes
oder Luftfahrzeugs;
ii) an einem Ort, der keiner staatlichen
Hoheitsgewalt untersteht, gegen ein Schiff, ein Luftfahrzeug, Personen oder Vermögenswerte;
b) jede freiwillige Beteiligung am Einsatz eines
Schiffes oder Luftfahrzeugs in Kenntnis von Tatsachen, aus denen sich ergibt,
daß es ein Seeräuberschiff oder -luftfahrzeug ist;
c) jede Anstiftung zu einer unter Buchstabe a oder
b bezeichneten Handlung oder jede absichtliche Erleichterung einer solchen
Handlung.“
Diese
Definition grenzt Seeräuberei explizit ab gegen vergleichbare Handlungen
staatlich beauftragter Akteure. Hierbei handelt es sich völkerrechtlich um
Maßnahmen eines Staates. Wenn eine solche Maßnahme nicht rechtmäßig ist, kann
im Extremfall eine Angriffshandlung dieses Staates im Sinne des Art. 39
der Charta der Vereinten Nationen vorliegen.
Zuständigkeit im deutschen Staatsrecht
In
Deutschland sind die sich aus den völkerrechtlichen Regelungen ergebenden
Aufgaben auf Grund des Seeaufgabengesetzes durch die Zuständigkeitsbezeichnungs-Verordnung
See der Bundespolizei und dem Zoll übertragen, die seit 1994 im Koordinierungsverbund Küstenwache
kooperieren.
Zum
Einsatz der Marine
gibt es unterschiedliche Rechtspositionen: Die eine meint, dass eine
Wahrnehmung der Piratenbekämpfung durch die Deutsche
Marine bereits durch Art. 87a Grundgesetz (GG)
ausgeschlossen ist, durch den die Funktion der Streitkräfte auf die
Verteidigung und wenige, ausdrücklich genannte, weitere Aufgaben beschränkt
wird. Die Deutsche Marine ist damit auf die Gewährung von Nothilfe
bei gegenwärtigen Angriffen beschränkt. Die Aufbringung eines Piratenfahrzeugs
oder die Festnahme von Piraten wäre nach deutschem Recht eine Amtsanmaßung,
entsprechende Befehle rechtswidrig.
Die
Gegenmeinung beruft sich auf Art. 25 GG, in
dem die allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts dem Bundesrecht
vorangehen. Art. 110 des Seerechtsübereinkommens nennt ausdrücklich
Kriegsschiffe als die Schiffe, die auf hoher See Piratenschiffe kontrollieren
dürfen. Dieses Recht wird dann auch anderen „staatlichen Schiffen“ (z. B.
Küstenwache, Zoll) eingeräumt.
Da
im Völkerrecht die Piratenbekämpfung durch Seestreitkräfte erlaubt ist, dürfte
die Bundesmarine tätig werden. Außerdem führt die Bundeswehr in
Auslandseinsätzen (Afghanistan, Kosovo) klassische Polizeiaufgaben (Streifen,
Personenkontrollen) durch und wird auch dafür ausgebildet (z. B.
Einsatzausbildung gegen Demonstranten). In der Regel sind alle diese
Auslandseinsätze gerade keine Verteidigungseinsätze im Sinne von Art. 87a
GG, sondern durch das Völkerrecht und UN-Resolutionen veranlasste
Friedensmissionen und Überwachungseinsätze.[16][17]
Strafrecht
Piraterie
kann nach dem Weltrechtsprinzip von jedem Land strafrechtlich
verfolgt werden. Bei einer Verurteilung kommen neben Freiheitsstrafen für die
Täter auch Einziehung
bzw. Verfall von Tatwerkzeugen, insbesondere der
verwendeten Fahrzeuge, sowie von rechtswidrig erlangten Vorteilen, insbesondere
Vermögensvorteilen, in Frage, soweit nicht den Geschädigten Ansprüche hierauf
zustehen.
In
Deutschland ist Piraterie in der Regel nach § 316c
StGB als Angriff auf den Luft- oder
Seeverkehr strafbar, ggf. in Verbindung mit § 6 StGB, der
die Gültigkeit deutschen Rechts für Taten gegen international geschützte
Rechtsgüter unabhängig vom Recht des Tatortes regelt. Die Strafandrohung ist
Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren. Wenn mindestens leichtfertig der Tod
eines Menschen verursacht wurde, beträgt sie nicht unter zehn Jahren oder
lebenslänglich.
Viele
andere Staaten kennen keine entsprechenden besonderen Regelungen. Ihre
Rechtsprechung beurteilt die bei seeräuberischen Akten verwirklichten
Straftatbestände im Einzelnen. In der Regel kommen dabei schwerer Raub,
Freiheitsberaubung, Körperverletzung und ähnliche in Frage.
Schifffahrtsrecht
Ein
Angriff durch Piraten ist ein Seenotfall. Zur Alarmierung sind die in der Seefahrt üblichen Seenotsignale
zu nutzen. Alle Schiffe, die von einem Notfall erfahren, sind, soweit sie sich
nicht selbst in Gefahr bringen, zur Hilfeleistung verpflichtet. Zuständige
offizielle Stellen sind, wie bei anderen Seenotfällen auch, die Maritime Rescue Coordination Centers,
die den Einsatz der Rettungskräfte einschließlich Seestreitkräfte
und Küstenwache
koordinieren.
Zuständig
für die Sicherheit auf See ist die International Maritime Organisation.
Seit 2004 gelten im Rahmen des SOLAS-Übereinkommens
die Sicherheitsvorschriften des International
Ship and Port Facility Security Code (ISPS-Code),
die für Schiffe der Berufsschifffahrt mit einer Bruttoraumzahl von 500 oder höher auch
Maßnahmen zum Schutz vor Piraterie festlegen.
Heute von Piraterie betroffene Gebiete
1992
wurde das Piracy Reporting Centre
des International Maritime Bureau in Kuala Lumpur
gegründet. Es sammelt Meldungen über Piraterie und wertet sie aus. Außerdem
hilft es bei der Suche nach geraubten Schiffen. Was täglich auf See und in
Häfen passiert, lässt sich in den täglichen Berichten der IMB nachlesen.
Daneben gibt der IMB viertel- und ganzjährliche Zusammenfassungen seiner
Berichte mit weltweiten Übersichtskarten heraus.[18]
Nach
Mitteilung des IMB sind 2004 bei Seeräuberüberfällen mindestens 30 Menschen ums
Leben gekommen – neun mehr als im Vorjahr. 2003 hatte sich die Zahl der
Todesopfer durch Piratenangriffe gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.
Gleichzeitig registrierte das IMB 2004 einen Rückgang der registrierten
Überfälle von 445 auf 329. Brennpunkt der Seeräuberei waren den Angaben zufolge
die Gewässer Indonesiens, wo es 2004 zu 93 bekannt gewordenen Angriffen
kam. Rang zwei belegte die Straße von Malakka zwischen der Insel Sumatra
und der Malaiischen Halbinsel mit 37 Überfällen.
2005
wurden insgesamt 274 Angriffe gemeldet, 2007 waren es 263[19].
Dabei wurden 440 (2007 292) Besatzungsmitglieder gekidnappt, meist um
Lösegelder zu erpressen. Obwohl das Zentrum der Piraterie weiterhin der Seeraum
um Indonesien blieb, hat sich vor den Küsten von Somalia
und dem Jemen
die Lage, unter anderem durch stark erhöhte Lösegeldforderungen, besonders
verschlechtert. Im Jahre 2006 entstanden durch Piraterie weltweite Schäden in
Höhe von etwa 16 Milliarden US-Dollar (das entsprach zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung etwa 12,8 Milliarden Euro). Andere Schätzungen
gehen jedoch von niedrigeren Summen aus.
Nach
dem IMB-Bericht für 2006 liegt der Schwerpunkt der heutigen Piraterie immer
noch in den Gewässern Indonesiens mit mehr als 40 gemeldeten Überfällen. Jedoch
geht man davon aus, dass viele Zwischenfälle nicht berichtet werden. In der
Straße von Malakka sind die Überfälle, wegen der verstärkten Patrouillen der
Anrainerstaaten, auf 8 gesunken. Dennoch wird allen dort durchfahrenden
Schiffen weiterhin eine verschärfte Aufmerksamkeit empfohlen. Aus der Straße
von Singapur,
an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel, wurden 9 Zwischenfälle berichtet.
Der zweite Schwerpunkt liegt mit 33 Meldungen auf der Reede von Chittagong
in Bangladesch.
Auch hier ist die Zahl der Überfälle gesunken; dennoch stellen selbst die
Zufahrtsstrecken zum Hafen Risikogebiete dar.
Im
afrikanischen Bereich kommt es praktisch in allen größeren Häfen zu
gelegentlichen Überfällen. Zu einer überraschenden Zunahme kam es jedoch im
Hafen von Daressalam
in Tansania.
Seit dem 5. Juni 2006 ereigneten sich 16 Überfälle auf Schiffe, welche dort vor
Anker lagen. Den Schwerpunkt bilden ansonsten Lagos und die umliegende
Küste von Nigeria
sowie das Gebiet des Roten Meeres, mit jeweils 9 Berichten. Vor
Lagos wurde eine ganze Schiffsbesatzung entführt und ausgeraubt.
Ein
besonderes Problem stellt die Piraterie vor der Küste Somalias
dar. Im Golf von Aden wurden mehrere Schiffe von
Piraten beschossen. Das Horn von Afrika (Somalia)
mit der Inselgruppe um die Insel Sokotra sowie die gesamte Küste des Jemen gehört mit acht
gemeldeten Überfällen zu den am meisten gefährdeten Gebieten. Wöchentlich
kommen neue Meldungen hinzu (am 28. Mai 2008 wurden vor Somalia erneut zwei
Schiffe – darunter eines von einer deutschen Reederei – gekapert). Die Piraten
benutzen automatische Schusswaffen. Gelegentlich werden Granaten
abgefeuert, um Schiffe zu stoppen. Die Ostküste von Somalia stellt ein
Hochrisikogebiet für Überfälle und Entführungen dar. Schiffen, welche keine
somalischen Häfen anlaufen müssen, wird empfohlen, sich mehr als 200 Seemeilen
von der Küste entfernt zu halten. Das deutsche Auswärtige Amt hat für die
gesamte Region eine Reisewarnung herausgegeben. Besonderes Problem
im Golf von Aden ist, dass die somalische Übergangsregierung im
angrenzenden nördlichen Somalia faktisch über keinerlei Macht verfügt und daher
auch weder die Häfen noch die somalischen Hoheitsgewässer in diesem Bereich
kontrollieren kann. Mit Zustimmung der Übergangsregierung hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
daher am 2. Juni 2008 kraft seiner Vollmachten nach Kapitel VII der Charta der Vereinten
Nationen für zunächst sechs Monate mit der Übergangsregierung
kooperierende Staaten ermächtigt, auch in somalischen Hoheitsgewässern die
Maßnahmen gegen Piraten zu ergreifen, die das geltende Völkerrecht für die hohe
See vorsieht.[20]
Zwischen 2005 und 2008 erhöhte sich nach Schätzungen des Gulf Research Centre in Dubai die
Zahl der somalischen Piraten von etwa hundert auf etwa tausend. Es bestehen
keine direkten Verbindungen zu somalischen Terroristen
oder Islamisten,
vielmehr handelt es sich um eine Form der wirtschaftlich ausgerichteten organisierten Kriminalität, welche sich
die bürgerkriegsartigen
Zustände in Somalia zu Nutze mache. Es bestünden jedoch Verbindungen zur
Regierung Abdullahi Yusuf Ahmeds, dessen Darod-Clan teilweise in die
Piraterie involviert sei. In der Folge der Bekämpfung der Piraten durch Schari'a-Gerichte
in Mogadischu
und wegen der französischen und amerikanischen Flottenpräsenz in Dschibuti
hat sich das Zentrum der Seeräuber Somalias weiter nach Süden in den Golf von Aden
und um die Stadt Eyl
verlegt. Das Operationsgebiet erstreckt sich mittlerweile bis tief in den Indischen
Ozean. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz von Mutterschiffen.[21]
Aus
Südamerika wurden jeweils sechs Überfälle in der Bucht von Santos in Brasilien
und im Hafen von Callao
in Peru
gemeldet.
Etwas
anders stellt sich die Situation für Sportsegler dar. Diese werden eher Opfer
von Gelegenheitspiraten, aber auch von organisierten Banden. Bei Überfällen auf
Yachten kommt es, anders als bei großen Handelsschiffen, öfter vor, dass diese
einfach verschwinden und niemals wieder auftauchen.[22]
Neben den bereits genannten Gebieten wurden 2002 Blauwassersegler
auch vor verschiedenen Seegebieten in Südamerika und in der Karibik gewarnt,
wie dem Delta des Amazonas, der Ostküste von Venezuela,
dem Golf von Kolumbien
und dem Hafen von Guayaquil in Ecuador sowie vor mehreren mittelamerikanischen Ländern. Neben
verarmten Einheimischen wurden Drogenschmuggler,
aber auch korrupte Angehörige der nationalen Sicherheitskräfte für die
Überfälle verantwortlich gemacht.
Klassifizierung
Generell
werden drei Arten von Piratenangriffen unterschieden:
- low level armed robbery (LLAR), der Angriff von leichtbewaffneten Piraten mit Kleinstbooten mit dem Ziel, die persönlichen Habseligkeiten der Besatzung und das Geld an Bord in ihren Besitz zu bringen
- medium level armed assault and robbery (MLAAR), gewaltsame Angriffe von gut organisierten Banden, die Diebstähle in größerem Umfang durchführen und vor der Tötung von Besatzungsmitgliedern nicht zurückschrecken
- major criminal highjack (MCHJ), internationale, gut organisierte Großbanden, bewaffnet mit Maschinenpistolen, Molotowcocktails und schweren Handwaffen, die ganze Schiffe stehlen und die Besatzungen aussetzen oder töten.
Vorgehen moderner Piraten
Für
organisierte Piratenbanden, die auf ein Lösegeld
abzielen, ist vorrangig die Berufsschifffahrt von Interesse. Dabei werden
Schiffe samt Besatzung gekapert und nur gegen Zahlung eines Lösegelds durch die
Reederei wieder freigegeben. Die Verhandlungen und Zahlungen werden meist
professionell über Unterhändler in anderen Regionen abgewickelt. Die Banden
sind sehr gut organisiert, die Piraten operieren in der Regel mit kleinen,
hochmotorisierten Booten.
In Somalia
leben – begünstigt durch das Fehlen staatlicher Autorität – ganze
Stammesgemeinschaften von der wirtschaftlichen Piraterie.
In
den meisten Fällen sind die modernen Piraten nicht an der Ladung, sondern am
Inhalt des Schiffstresors
interessiert, der häufig große Bargeldsummen für die Bezahlung von Gehältern
und Hafengebühren enthält. Daneben zielen derartige Überfälle auch auf sonstige
schnell transportierbare und wertvolle Gegenstände, zum Beispiel
Navigationsinstrumente, ab. Derartige Überfälle finden meistens zwischen 1:00
Uhr und 6:00 Uhr morgens statt. Der Wert der Beute bei solchen Überfällen
beträgt im Regelfall 10.000 bis 20.000 US-Dollar.[5]
In einigen Fällen zwangen die Piraten die Besatzung zum Verlassen des Schiffs
und fuhren mit dem gekaperten Schiff in einen Hafen, wo es falsche Papiere
bekam und unter anderem Namen weitergenutzt wurde. Der bekannteste derartige
Fall war der Tanker Petro Ranger,
der 1998 auf der Fahrt von Singapur nach Ho-Chi-Minh-Stadt
gekapert und in MV Wilby
umbenannt wurde.[5]
Müssen
die großen Schiffe wegen Defekten, der Wetterlage oder aus Zeitgründen in den
Meerengen beziehungsweise in Küstennähe fahren, verringern sie ihre
Geschwindigkeit und können dann leichter von Piraten mit Schnellbooten geentert
werden. Bei voller Fahrt ist dies aufgrund der Geschwindigkeit moderner
Schiffe, der hohen Bordwände sowie der Wellenbildung am und besonders hinter
dem Schiff nicht möglich. Trotzdem gibt es auch Überfälle auf hoher See. Es
wird vermutet, dass Mutterschiffe die Schnellboote in Position bringen. Die
Piraten sind teilweise so stark bewaffnet, dass die Schiffe zum Anhalten
gezwungen werden können.
Mitunter
arbeiten Piraten mit Informationen offizieller Behörden. So ist zu erklären,
dass teilweise Überfälle genau dann stattfinden, wenn Gelder für die
Heuerauszahlung an Bord genommen wurden. Gerade Seeleute aus
Entwicklungsländern, wie den Philippinen, sind hiervon betroffen. Überfälle
aus materieller Notlage erfolgen meist mit kleinen offenen Fischerbooten in
Küstennähe oder auf Schiffe vor Anker. Die Männer sind mit Messern oder
Macheten, seltener mit Schusswaffen ausgerüstet und suchen vor allem
Lebensmittel, Bargeld und Schmuck.
Am
Beispiel China zeigt sich, dass selbst Gesetzeshüter zu lizenzierten Piraten
werden können: In einigen Regionen erlaubte man in den 1990er Jahren der
Küstenwache, die Hälfte aller aufgebrachten Schmuggelware privat unter sich zu
verteilen. Im Ergebnis kam es zu wahllosen Beschlagnahmungen auch außerhalb der
chinesischen Hoheitsgewässer. Auch wurden teils Kauffahrer unter Waffengewalt
gezwungen, chinesische Häfen anzulaufen und dort die Schiffe samt Mannschaften
und Ladung so lange interniert, bis die Schiffseigner erhebliche Strafgelder zahlten.[23]
Seit
einigen Jahren werden auch Übernahmen von Schiffen unter Beteiligung wichtiger
Mitglieder der Crew gemeldet. Etwa gab es Berichte, nach denen abtrünnige
Mitglieder der Bewegung Freies Aceh vereinzelte
Operationen in der Straße von Malakka durchgeführt hatten. Die
Beute bei derartigen Operationen kann bis zu 200.000 US-Dollar betragen, wovon
an die beteiligten Crew-Mitglieder Summen von 10.000 bis 20.000 US-Dollar
gezahlt werden.[5]
Erfüllung der Forderungen
Der
als Vermittler bei Geiselnahmen tätige ehemalige FBI-Agent Jack Cloonan
beschrieb dem Nachrichtenmagazin der Spiegel: „Werde ein Schiff gekapert, beauftragten die betroffenen Reedereien in
der Regel Spezialisten wie ihn, in der Praxis jedoch stehen die Jungs dann da
oben, bis an die Zähne bewaffnet. Und du sitzt da unten in deinem Schlauchboot
mit den Säcken.“ Inzwischen würden die Geldsäcke aber auch oft von
Flugzeugen aus an Fallschirmen abgeworfen.
FDP-Verteidigungsexperte
Rainer Stinner forderte ein Verbot von Lösegeldzahlungen an somalische Piraten.
Im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ kritisierte er im April 2009,
dass auch deutsche Reeder sich bei Seeräubern vor der Küste Afrikas mit Millionensummen
freikaufen mussten, weil die Politik nicht handlungsfähig gewesen sei. „Durch das Lösegeld konnten sich die Piraten
in den letzten Monaten mit immer besseren Waffen und neuen, noch schnelleren
Booten ausrüsten. Das macht ihre Bekämpfung immer schwieriger.“
Maßnahmen gegen moderne Piraterie
Zum Schutz vor Piraten schließen Schiffsbesatzungen auf
großen Schiffen, sobald die Gefahr eines Überfalls besteht, alle offenen Türen
und Luken; auf den unteren Decks werden Türen teilweise verschweißt.
Die eigentliche Abwehr erfolgt mit Wasserschläuchen, aus denen mit hohem Druck
Wasser auf die Angreifer gespritzt wird. Es existieren auch
Elektrozaun-Systeme, die das Erklettern von Bordwänden unmöglich machen sollen.
Zudem weisen manche Reeder ihre Mannschaften an, leere Flaschen auf dem
Wetterdeck zu zerschlagen, weil viele Piraten die Schiffe barfuß entern.
Große
Schiffe mit starker Besatzung nutzen einen Hochspannungszaun um das Schiff
herum, außerdem wurde auch eine „akustische Kanone“ (Schallkanone)
genutzt, mit der die Angreifer durch hochenergetische gebündelte
Hochfrequenztöne vertrieben werden, das so genannte Long Range Acoustic Device (LRAD).[24]
Direkte Bekämpfung
Weitere
Maßnahmen auch gegen moderne Piraterie ist die direkte Bekämpfung mit
Kriegsschiffen, die den Piraten von Bewaffnung und Ausrüstung weit überlegen
sind. Piratenangriffe werden durch Warnschüsse oder direkten Beschuss der
Angreifer abgewehrt. Weiter in der Diskussion sind insbesondere bei der
Bekämpfung von Piraten am Horn von Afrika (siehe nächster Absatz) der Einsatz
von Bodentruppen an Land, um die Rückzugsorte der Seeräuber zu zerstören oder
auch die Abwehr von Piraten durch kleine mobile Lenkwaffenteams die auf den
Frachtern selbst stationiert werden. Langfristig gegen Piraterie soll weiterhin
die Staatsgewalt über deren Heimatregion wieder hergestellt werden, da Piraten
meist aus rechtsfreien Räumen heraus operieren.
Eine
Bewaffnung von Handelsschiffen (z. B. mit Geschützen) ist nach
internationalem Seerecht nicht geregelt. Die Handelsschiffe wären bei einer
Bewaffnung in Kriegsschiffe umzuwandeln und verlören damit ihren Status als
Handelsschiffe, bzw. wären ohne die Umwandlung ohne Völkerrechtsstatus.
Vom
Suezkanal
verlaufen einige der wichtigsten Seehandelsrouten der Welt durch das Rote Meer
und den Golf von Aden und verzweigen sich am Horn von Afrika Richtung
Persischer Golf, Ostasien und Australien. Sie verbinden somit diese Gebiete mit
Europa.[25]
Aufgrund der politischen Lage in einigen angrenzenden Ländern, insbesondere in Somalia,
wo jegliche durchsetzungsfähige Staatlichkeit zusammengebrochen ist, und im
Jemen sind die angrenzenden Seegebiete stark durch Piraterie bedroht.
Die
Vereinigten Staaten (USA) und ihre Verbündeten engagieren sich seit 2001 in
Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September
an der militärischen Bekämpfung des Terrorismus und damit auch der Piraterie,
u. a. mit der zur Operation Enduring Freedom gehörenden
Marineoperation am Horn von Afrika, an der auch die Deutsche
Marine beteiligt ist.[26]
Ziel ist die Bekämpfung der Versorgung oder Unterstützung über See von
Terroristen in den an das Operationsgebiet angrenzenden Gebieten, außerdem die
Sicherung der Schifffahrtslinien. Aufgrund dieser Präsenz wird auch die
Piraterie eingedämmt. Vereinzelt kommt es auch zur direkten Bekämpfung von
Piraten. Außerdem ist für den bekämpften Waffen- und Drogenhandel ebenfalls ein
personeller Zusammenhang zur Piraterie zu vermuten. Die Teilnahme der
Bundesmarine wirft allerdings verfassungsrechtliche Probleme wegen der strengen
Trennung zwischen polizeilichen und militärischen Aufgaben im Grundgesetz auf.[27]
Dennoch
ist seit 2005 ein starker Anstieg besonders der von Somalia ausgehenden
Piraterie zu verzeichnen, der zu entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen der
Schifffahrt führte. Bereits 2007 empfahl das International Maritime Bureau einen
Sicherheitsabstand von 200 Seemeilen zur somalischen Küste. Die Zunahme
von Piratenangriffen im Golf von Aden führte im August 2008 zur Einrichtung
eines als „Maritime Security Patrol Area“ bezeichneten, durch den
internationalen Flottenverband besonders gesicherten Korridors durch dieses
Gewässer.[28]
Wirtschaftliche Folgen
Durch
die zunehmende Piraterie hat sich 2009 die größte Containerschiffsreederei der
Welt, die Mærsk Line, dazu entschieden, den Sueskanal
nicht mehr zu befahren und stattdessen wie Schiffe vor 1869 wieder den weiten
Umweg um ganz Afrika und das Kap der Guten Hoffnung zu fahren. Dadurch
verspäten sich voraussichtlich bis zu 1200 Schiffe jährlich um bis zu zwei
Wochen für die Kunden auf der Route zwischen Europa und Fernost.
Ökonomen
gehen davon aus, dass diese Entwicklung eine empfindliche Störung des
Welthandels bedeutet, sich Waren weltweit verteuern und die gegenwärtige
Weltwirtschaftskrise dadurch noch angeheizt wird. Wie sich ein Ausfall der
Haupteinnahmequelle für Ägypten und damit den Sueskanal selbst auswirkt, ist
auf lange Sicht noch nicht abzusehen.
Piraterie in der Kunst
Die
klassische Piraterie wurde in der Kunst vielseitig verarbeitet, oft realistisch
dargestellt, doch auch häufig verklärt und romantisiert. Es haben sich
zahlreiche Klischees
entwickelt, die heute mit diesem Begriff verbunden werden. Dazu zählt
beispielsweise die Augenklappe. Eine Studie hochrangiger
britischer Seeleute, weshalb schiffsführende Piraten mit Augenklappen
ausgestattet waren, kommt zum Ergebnis, daß durch den häufig nötigen
Aufenthaltswechsel des Schiffsführers zwischen Ober- und Unterdeck die Lichtblindheit dadurch vermindert wurde,
daß immer ein Auge den jeweiligen Lichtverhältnissen angepasst war. Dies könnte
durch den Gebrauch einer Augenklappe erfolgt sein.[29]
Auch abgerissene Kleidung, eingekerbte Hieb- und Stichwaffen,
eine gewaltlüsterne Erscheinung oder eine eigensinnige Standesmoral gehören
hierzu. Obwohl Seeräuber zu allen Zeiten im Rahmen ihrer verfügbaren
Möglichkeiten modern ausgerüstet waren und berechnend agiert haben, entwickelte
sich das Sujet eines typischen Piraten in Literatur, Film und Comic auf einige
markante, aber oft unrealistische Merkmale.
Literatur
Die
literarische Bearbeitung von Seefahrerabenteuern lässt sich mindestens bis zur Odyssee
von Homer
zurückverfolgen. Ein antiker Roman, der auch Seeräuberei thematisierte, war Heliodors Aethiopica („Die äthiopischen Abenteuer von Theagenes und
Charikleia“). Auch in der späteren Weltliteratur ist Seeräuberei immer wieder
Thema – so etwa in Tausendundeiner Nacht bei den
Erzählungen über Sindbad
den Seefahrer.
Klassischer Piratenroman
Der
Piratenroman in seiner heutigen Form wurde im 18. Jahrhundert entwickelt.
Nachdem Tatsachenberichte, wie etwa Alexandre Olivier Exquemelins 1678 unter
dem Titel De Americaensche Zee-Rovers
(„Die Amerikanischen See-Räuber“, 1681) oder das 1724 veröffentlichte Buch A General History of the Robberies and
Murders of the Most Notorious Pyrates, and also their Policies, Discipline and
Government eines gewissen Captain Charles Johnson erhebliche
kommerzielle Erfolge erzielten, veröffentlichte Daniel Defoe
1720 mit Life, Adventures and Piracies
of Captain Singleton den ersten fiktiven Roman über die Piraten der
Karibik.
Die
Piraten in der heutigen Literatur hatten ihre Vorläufer vor allem in englischen
Groschenheften,
wie sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufkamen, den sogenannten Penny Dreadfuls. Diese in der Regel
wöchentlich erscheinenden Periodika schwankten zwischen literarisch durchaus
anspruchsvollen Veröffentlichungen und Schundliteratur. Nach dem Aufkommen der Dampfschiffe
und dem damit verbundenen Rückgang der Piraterie konnte die karibische
Piraterie thematisiert und ohne Rücksicht auf eine allzu große Realitätsnähe
auch romantisch-abenteuerlich aufbereitet werden. Allerdings dominierten bis
1860 eher die muslimischen Korsare des Mittelmeeres die Piratenromane. Um 1890
konnten die Groschenhefte Auflagen von bis zu 665.000 wöchentlich verkauften
Exemplaren erreichen.
Zielgruppe
dieser Abenteuerromane waren Jungen und junge Männer. Die Hefte behandelten die
gesamte Bandbreite der maritimen Abenteuer: Schiffbruch, Robinsonaden,
Kolonial- und andere Seekriege, Sklavenhandel und Piratenabenteuer. Im
Zusammenhang hiermit erschien 1881/1882 der berühmteste Piratenroman Treasure Island („Die Schatzinsel“)
von Robert Louis Stevenson unter dem Pseudonym
„Captain George North“.[30]
Weitere
bekannte Beispiele sind die jeweils fünf- und elfbändigen Romanzyklen von Emilio
Salgari um Die Piraten der Antillen (1898–1908) und den
malaysischen Piraten Sandokan
(1895–1913). Letzterer wurde 1976 in der erfolgreichen italienischen
Fernsehserie Sandokan – Der Tiger von Malaysia
adaptiert. Prägend für unser heutiges Klischee des Piraten und Vorbild für
zahlreiche Hollywood-Adaptationen ist auch Rafael
Sabatinis Captain Blood
(1922). Er gilt als authentischster Piratenroman.
Diese
Literaturform bediente sich – wie moderne Groschenhefte noch heute –
erheblicher Klischees. Neuestes Beispiel, das nahezu alle klassischen Elemente
der Penny Dreadful aufgreift,
ist der 2006 erschienene Roman Die
Erben der schwarzen Flagge von Michael
Peinkofer. In ihm wird der von Spaniern versklavte jugendliche Held
Anführer von Piraten, deren ehemaliger Kapitän sich als sein Vater erweist, der
nur Pirat wurde, um ihn, den jugendlichen Helden, zu suchen; der „Sohn“ des
besonders brutalen gegnerischen Piratenkapitäns erweist sich als sein Bruder,
und der Held rettet die schöne Tochter eines spanischen Gouverneurs aus den
Händen dieses brutalen Piratenkapitäns.
Ebenfalls
aufgegriffen wurde dieses Erzählmuster in der ZDF-Weihnachtsserie
Jack Holborn
von 1982 mit dem Piraten Captain Sharingham.[31]
Modernere Adaptionen
Bekannt
ist auch das Lied „Die Seeräuber-Jenny“ in der Dreigroschenoper von Bertolt
Brecht. Das erzählt vom Tagtraum des Zimmermädchens Jenny, die sich
aus ihrer mickrigen Existenz herausträumt, da sie sich unbeachtet fühlt. Befreiung
soll ihr dabei ein Piratenschiff „mit acht Segeln“ bringen, das sie mitnimmt.
Der
amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs, Vertreter der Beatnik-
und Hippie-Kultur
mit existenzialistischem Einschlag, hat in einer
Reihe von Romanen die Geschichte der Piraten verarbeitet. Basierend auf der Cut-up Methode
spinnt Burroughs ein Geflecht aus historischen und fantastischen Handlungsfäden,
so zuletzt in Städte der roten Nacht
(Cities of the red night). Sein
Interesse gilt dabei Piraten-Gemeinschaften, die sich bereits im 18.
Jahrhundert eigenen, fortschrittlichen, nach heutigem Maßstab liberal-demokratischen
Prinzipien verschrieben hatten. Seine Helden zeichnen anfangs den Weg und das
Leben in diesen Gruppen nach, verbinden sich dann mit anderen Untergrundbewegungen, um mit Guerilla-
und PSI-Techniken die bürgerliche
Gesellschaft zu überwinden.
Der
Autor Fritz Graßhoff schrieb Piratenlieder-Lyrik, die
(z. B. von Lotar Olias vertont) von vielen Interpreten (Heinz Reincke,
Ingrid van Bergen, Günter Pfitzmann, Hannes
Messemer u.a.) als Chanson oder Rezitation vorgetragen und auf Tonträgern aufgenommen wurde.[32]
Operette
Die Piraten von Penzance von Arthur
Sullivan und W. S. Gilbert, England 1879.
Film
Der
Piratenfilm
stellt eines der ältesten Filmgenres dar und ist eine Unterform des Abenteuerfilms.
In der Regel behandelt er die Piraterie des 17. bis 19. Jahrhunderts, wobei der
jeweilige Film mehr oder weniger an historische Begebenheiten angelehnt sein
kann. Der Piratenfilm zeichnet sich meist durch Kampfszenen, exotische
Schauplätze und häufig die Rebellion eines Einzelnen gegen eine Übermacht,
sowie die Reduzierung der Frauen auf ein eher dekoratives, umworbenes oder in
Not befindliches Beiwerk aus.
Die
Piraten erscheinen häufig als böse Antagonisten der Hauptfigur (beispielsweise Captain Hook
bei Peter Pan),
können allerdings auch selbst Hauptdarsteller und Sympathieträger sein. Oft
wird der Pirat als betont männlicher Draufgänger dargestellt, wie schon von Douglas Fairbanks in dem Stummfilm
Der Schwarze Pirat von 1926,
der als der erste kommerziell erfolgreiche Piratenfilm gilt, oder Errol Flynn
als Captain Blood in dem 1935 nach dem Roman von Rafael
Sabatini entstandenen Film Unter Piratenflagge. Weitere Klassiker,
wie Der rote Korsar von 1952 mit Burt
Lancaster als Captain Vallo, prägten das heutige romantisierte Bild
der Piraterie maßgeblich.
Dramaturgische
Beschränkungen und häufige Wiederholungen ähnlicher Handlungsabläufe in den
klassischen Piratenfilmen führten ab den 1940er Jahren zur ironischen
Verfremdung bis hin zur Satire oder zur Verarbeitung des Stoffes als Musical.
Beispiele hierfür sind The Princess and the Pirate von
1944 mit Bob Hope,
das Musical Der Pirat oder aus jüngerer Zeit Roman
Polańskis Piraten
(1986). Auch kamen neue Rollenbilder auf, weshalb Geena Davis
in dem 1995 entstandenen Film Die
Piratenbraut einen weiblichen Kapitän spielen konnte.
Nachdem
die Piraten-Thematik im Film schon nahezu totgesagt worden war, hat sie in
Filmen wie denen der Reihe Pirates of the Caribbean wieder
beachtliche Erfolge erzielt. Hier treten
u. a. Johnny Depp als Captain Jack Sparrow und Geoffrey Rush als Captain Hector Barbossa auf.
Einige
Vorlagen wurden mehrfach verfilmt, so geht die Anzahl der Verfilmungen des
Romans Die
Schatzinsel von Robert Louis Stevenson mit
unterschiedlichsten Abwandlungen in den zweistelligen Bereich; Peter Pan
mit der Figur des Piraten Captain Hook wurde mindestens neunmal verfilmt.[33]
Comic
Dem
sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelten Erzählmuster in der klassischen
Piratenliteratur folgen auch die Comics. In der seit 1936 erscheinenden Comic-Serie Das Phantom
hat sich der maskierte Held u.a. dem Kampf gegen meist skurrile Piraten
verschrieben. Charaktere wie Eisenhand, Schwarzbart und die Teufelsmasken
werden hauptsächlich als böse Gegenspieler des Helden dargestellt.
In
der seit 1959 veröffentlichten Comicserie Der Rote Korsar von Charlier und Hubinon
(nachdem die Autoren verstarben, wurde die Serie von anderen Künstlern
fortgesetzt) ist der Adoptivsohn Rick des namensgebenden Piraten jedoch die
Hauptfigur und der Sympathieträger. Er, sein Adoptivvater und die zwei
wiederkehrenden Charaktere Baba (ein schwarzer Riese) und Dreifuß (ein
belesener, lateinische Klassiker zitierender Pirat mit Holzbein) erleben in
dieser Serie diverse Abenteuer, mit den typischen Elementen der Piratengeschichten.[34]
Aufgenommen wurde diese Comicserie in Asterix,
wo die in nahezu jedem Heft auftauchenden Piraten den Hauptfiguren des Roten Korsaren persiflierend
nachgebildet sind. Hier scheitern sie jedoch regelmäßig, enden fast stets als Schiffbrüchige
und stellen hierbei einen wichtigen Running Gag
dar.[35]
Eine
Weiterentwicklung erfuhr das Piraten-Motiv Ende der 1960er Jahre in den Comics
um Corto Maltese,
dem „Kapitän ohne Schiff“, von Hugo Pratt. In der melancholischen
Abenteuer-Erzählung Die Südseeballade
wird Corto Maltese zu Beginn des Ersten
Weltkrieges in die Machenschaften von Piraten verwickelt, die in der
Inselwelt Melanesiens
dubiose Geschäfte mit Abgesandten des Ostasiengeschwaders der deutschen Kriegsmarine
machen. Der brutale und unberechenbare Rasputin und der besonnene Japaner Taki
Jap unterstehen hierbei jedoch nur dem geheimnisvollen Monaco, „dem letzten
Piraten“, der sich unter einer Mönchskutte unkenntlich macht und von einer
versteckten Insel aus die Fäden zieht. Tragischer Held ist ein deutscher
Marineoffizier, der seine soldatische Ehre verliert und am Ende unter der
Anklage der Piraterie standrechtlich erschossen wird.
Computerspiel
Vorreiter
war Pirates!
von 1987, das Elemente des Computer-Rollenspiels, der Wirtschaftssimulation und des Echtzeit-Computer-Strategiespiel vereint und als
Klassiker unter den Computerspielen gilt.
Während
bei einigen Spielen, wie Patrizier, Port Royale oder auch der Anno-Serie, Piraten
vor allem störende und hemmende Spielelemente darstellen, schlüpft der Spieler
bei anderen Spielen in die Haut der Piraten, so bei Pirates!, Monkey Island
mit dem Piraten Guybrush Threepwood, oder Tropico 2.
Soweit
es sich um Spiele handelt, die auf Rollenspiel ausgerichtet sind, wie etwa Pirates of the Burning Sea, Pirates of the Caribbean um den
Charakter Nathaniel Hawk, Skies of
Arcadia, oder Piraten –
Herrscher der Karibik, dominieren Kampfsequenzen, während bei
Simulationsspielen wie Tropico 2
auf die Darstellung einzelner Kämpfe verzichtet wird.
Die
Spiele sind fast durchweg in der „Goldenen Zeit“ der Piraterie im 17. bis 18.
Jahrhundert angesiedelt und spielen meist in der Karibik, mit der Ausnahme von Patrizier und Skies of Arcadia. Es wird meist auf bekannte Stereotype aus
Piratenfilmen zurückgegriffen, etwa Totenkopffahne, Schatzinsel, Augenklappe
sowie Holzbein.
Weitere bekannte fiktive Piraten
- Corrado in Giuseppe Verdis Oper Il corsaro
- Dotterbart (im Original „Yellowbeard“) aus dem gleichnamigen satirischen Film
- Long John Silver und Captain Joshua Flint aus Die Schatzinsel, letzterer evtl. nach unbekanntem historischen Vorbild
- Pirate Jake, der Gegner von Captain Abercromby aus der BBC-Kinderserie
- Feuerbart, einer der Piraten aus George MacDonald Frasers Roman „Die Piraten“
- Captain Pugwash, britische Cartoonfigur
- „Rackham der Rote“, Kapitän der Einhorn, schatzversteckender Pirat aus der Comic-Reihe Tintin bzw. Tim und Struppi.
- Die Heftromanserie Seewölfe, Korsaren der Weltmeere aus dem Pabel-Moewig-Verlag erzählt über annähernd 750 Bände die Abenteuer der Besatzung des Freibeuters Philip Hassard Killigrew, die mit ihren Schiffen zur Zeit Elisabeths I. die gesamte Welt bereist.
- Captain Walker, Captain Bannon, Captain Tyrone, Captain Galliano, Captain Rouquette, Jolly, Griffin, Soledad, Buenaventure und Kenndrick aus Kai Meyers Wellenläufer-Trilogie
- die Wilde 13, eine recht bekannte, schreckliche Piratenbande aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende
- Captain Hook bei Peter Pan
- der einäugige Willy aus dem Abenteuerfilm Die Goonies
- Kapitän Monkey D. Ruffy und seine Besatzung sowie der Piratenkönig Gol D. Roger aus der fiktiven Welt des Mangas One Piece von Eiichiro Oda
- Ephraim Langstrumpf aus dem Kinderbuch Pippi Langstrumpf (Astrid Lindgren), von Pippi selbst als „Schrecken der Meere“ bezeichnet, außerdem die Piratenkapitäne Blut-Svente und Messer-Jocke (Pippi auf Taka-Tuka-Land)
- der untote Pirat LeChuck aus der Computerspiel-Serie Monkey Island
- Captain Jack Sparrow und Hector Barbossa aus der Fluch der Karibik-Reihe
- Kapitän Nathaniel Hawk aus dem Pirates of the Caribbean-Computerspiel
- Tetra (Zelda) und ihre Piratenbande aus The Legend of Zelda: The Wind Waker und The Legend of Zelda: Phantom Hourglass
- die Gerudo-Piratenbande aus The Legend of Zelda: Majora’s Mask
- Captain Harlock aus dem Manga Die Abenteuer des fantastischen Weltraumpiraten Captain Harlock von Leiji Matsumoto
- Captain Red aus dem Roman Polański-Film Piraten.
- Käptn Säbelzahn
- Kapitän Gregorius Emanuel Stahlbart (Risen, Risen 2)
- Kapitän Greg (Gothic 2: Die Nacht des Raben)
- Captain Edward Kenway, Kapitän der Jackdaw, Freibeuter und Assassine aus dem Spiel Assassin's Creed IV: Black Flag.
- Victarion und Asha Graufreud aus der Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer. Das Volk der Eisenmänner, denen auch die Graufreuds angehören, ist in den Büchern weithin für seine Kriegs- und Piratenflotten bekannt.
Musik
Diverse
Bands behandeln die Piraten-Thematik in ihrer Musik, z. B. die
Mittelalter-Rock-Band Vroudenspil, die ihren Stil als
„Freibeuter-Folk“ bezeichnet, oder die Power Metal-Bands Alestorm
und Running Wild.
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