Mittwoch, 5. März 2014

"Reluctant Fundamentalists" ? Wie junge Muslime radikalisiert werden ...

Liebe Kollegiaten,

    Wir haben uns nun in den letzten Wochen ausführlich mit Mohsin Hamids Buch "The Reluctant Fundamentalist" beschäftigt. Der zentrale Inhalt des Buches ist die Darstellung der Innenansicht des jungen Pakistani Changez auf dem Weg zu einem Fundamentalisten wider Willen. Der Autor schafft es in seiner Erzählung eine Brücke zwischen anglo-amerikanischen Marktgesetzen und koran-missbrauchendem Fundamentalismus zu schlagen und beides kritisch zu hinterfragen. Eines zeigt das Buch aber vor allem: niemand wird einfach aus minderen Beweggründen radikal. Das preisgekrönte Werk Hamids spielt kurz vor und nach dem 11. September.
    Mit den Anschlägen zum 11. September wurde jedoch nicht nur die amerikanische Nation in eine tiefe Schockstarre gebracht, sondern auch die Welt nachgiebig beeinflusst. Die Kriege gegen den Terror verschlechterten in den folgenden Jahren nicht nur das Verhältnis zwischen "Neuer" und "Alter Welt", sondern radikalisierten auch viele Gruppen und Nationen. Mit dem Ende der Diktatur im Irak und dem Krieg gegen Afghanistan wurde der komplette Nahe Osten destabilisiert, was in den letzten Jahren in einer Vielzahl von Konflikten und Problemen kulminierte: Revolution in Ägypten - bis heute eine angespannte Lage, Verschärfung des Palästina-Konflikts, iranisches Nuklearprogramm und Bürgerkrieg in Syrien.
    In letztgenanntem Land tobt seit nunmehr drei Jahren ein verheernder Bürgerkrieg zwischen den regierungstreuen Truppen des Regimes Assad und den Aufständischen. Während im Arabischen Frühling zunächst noch friedlich die Demokratisierung des Landes gefordert wurde, entgleitet der Konflikt immer mehr in einen religiös-ethnischen Krieg. 
    Die wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung an Bedeutung, und neben dem Zustrom von Geld und Waffen kämpfen auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien; u.a. radikalisierte Muslime aus Deutschland und GB. Dabei wird klar, dass der Begriff Bürgerkrieg eigentlich nicht mehr adäquat ist, denn neben der schiitischen Hisbollah und freiwilligen Verbänden aus dem Iran, die auf Seiten des Regimes kämpfen und in der Gunst Putins stehen, versuchen Mudschahidin, Salafisten und Al-Quaida nahestehende fundamentalistische Gruppierungen auf der Seite der Freien Syrischen Armee an Einfluss zu gewinnen.

Die Zivilbevölkerung wird bei dem Konflikt kaum beachtet und gerät auf beiden Seiten in die Mühlen der Konfliktparteien: In Homs, Aleppo und vielen anderen Städten sterben täglich ca. 130 Menschen, viele darunter sind Kinder und Frauen. Hoffnungslosigkeit, Verbitterung, Hunger und Armut lassen so auch gemäßigte Bürger in den Konflikt eingreifen. Auch sie werden zu "reluctant fundamentalists". Nicht weil sie dies wünschen, sondern weil ihnen - auch aufgrund der Zurückhaltung des Westens - oftmals kein anderer Ausweg bleibt. 

Die folgende ARD Dokumentation begleitet einen jungen syrischen Lehrer und zeigt, wie sich nicht nur er, sondern auch sein Land in den Wirren des Bürgerkrieges verändert ...

  
  

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