Liebe Kollegiaten,
nachdem wir uns in den vergangenen drei Tagen mit den vielen Facetten des Nahost-Konflikts auseinandergesetzt haben, möchte ich euch nun noch - wie in der letzten Doppelstunde versprochen - den Dokumentarfilm "Das Herz von Jenin" zur Verfügung stellen.
https://www.youtube.com/watch?v=7TWXirv04pc
Über den Inhalt habe ich bereits gesprochen. Jedoch möchte ich euch noch einen Brief des Dokumentarfilmers hier zeigen, der sich nach der Veröffentlichung mit dem Vorwurf Antijüdische Propaganda erzeugt zu haben konfrontiert sah:
Der folgende Brief ist einer anderen Internetseite (http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Vetter-schreibt-an-Sahm-article347816.html) entnommen, die alle Rechte hierfür hat.
Als einen wirklich guten Film, hat Ulrich W. Sahm den neuesten Film des
Dokumentarfilmers Marcus Vetter bezeichnet. Allerdings sei "Herz von
Jenin" gleichzeitig ein einseitiges propagandistisches Machwerk, dazu
geeignet, beim deutschen Publikum antijüdische Gefühle zu schüren,
kritisiert Sahm. Marcus Vetter hat schriftlich auf die Einwände des n-tv
Korrespondenten in Jerusalem reagiert:
Lieber Herr Sahm,
Vorweg.
Als Dokumentarfilmer kann ich grundsätzlich nur mit dem Material
arbeiten, das ich vor Ort drehe bzw. das ich als Archivmaterial bekommen
kann. Da dieser Film in die Kinos kommt, haben wir uns außerdem
entschieden, diesen Film ohne journalistischen Kommentar zu realisieren.
Außerdem wollten wir nur mit Protagonisten drehen, die in ihrer
Handlung Wesentliches zu dieser Geschichte beigetragen haben. Das sind
in meinen Augen, die Empfängerfamilien, die nicht entschieden haben
anonym zu bleiben, der Krankenpfleger Raymund, der Ismael gefragt hat,
die Organe zu spenden, der Mufti und Zbeidy, die Ismaels Entscheidung
zugestimmt haben und Ismael und seine Familie selbst.
Die Ärzte,
die die Organtransplantation durchgeführt haben, aber nicht in erster
Linie die Entscheidung Ismaels forciert haben, entschieden wir uns aus
oben genannten Gründen nicht als Protagonisten in den Film zu nehmen.
Wir haben allerdings in der Vorrecherche mit ihnen gesprochen, um die
Geschichte zu verstehen. Im Übrigen sind all diese Entscheidungen mit
Leon Geller und unserer Cutterin gemeinsam getroffen worden. Ich kann
Ihre Einwände und Ihren Ärger verstehen, aber wir sind der Geschichte
gefolgt. Ich denke auch, dass sich ein besseres Bild des Konflikts für
den Zuschauer durch eine Vielzahl von Dokumentarfilmen ergibt und erst
dadurch ein "ausgewogeneres" Bild entstehen kann.
Zu Olmert habe
ich die Einstellung, dass er für mich keinen Einfluss auf den Verlauf
der Geschichte hatte und wir so wenig wie möglich politische Statements
in einem Dokumentarfilm haben möchten. Dieses Gestaltungsmittel bleibt
meines Erachtens eher dem journalistischen Bericht oder der
Nachrichtensendung vorbehalten.
Zu der Premiere kann ich nur
sagen, dass wir keinen Einfluss darauf hatten und dass der Termin vom
Festival so gelegt worden ist. Wir haben im Übrigen mit aller Kraft
versucht, die Levinsons zur Premiere zu bekommen und hätten sie auch
pünktlich zurückgebracht. Wir haben erst im letzten Moment erfahren,
dass sie sich nach einer anfänglichen Zusage, letztendlich doch
entschlossen haben, dem Film fern zu bleiben. Im Übrigen rechne ich es
den Levinsons hoch an, dass sie im Film mitgemacht haben und finde auch
nicht, dass es Rassisten sind. Die Levinsons haben ihr Bild von den
Palästinensern, das sich auch aus Vorurteilen zusammensetzen mag. Aber
bei dem Treffen mit Ismael hat sich Jacob (Levinson) vielleicht
ungeschickt, aber letztendlich doch sehr nett verhalten.
Ich
hoffe, ich konnte mit diesen Antworten wenigstens einige Ihrer Bedenken
ausräumen. Ich kann Sie, wie gesagt, verstehen. Ich möchte abschließend
sagen, dass wir alles getan haben, um die Levinsons als Menschen
darzustellen - trotz der ungeschickten Aussage, die er getätigt hat, als
während der Transplantation plötzlich Journalisten auftauchten und ihm
das Mikro unter die Nase hielten.
Herzliche GrüßeIhr Marcus Vetter
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