Das Mittelalter "hautnah" miterleben
Am 18.
Februar 2020 machten wir, d.h. die siebten Klassen und ihre Geschichtslehrer, auf
in die Freie Reichstadt Rothenburg ob der Tauber, um vor Ort mehr über die
Stadt im Mittelalter und die damalige Rechtsprechung zu erfahren.
Schon von weitem konnten wir vom Bus aus die
Silhouette der Stadt mit ihrer markanten Stadtmauer, den spitzen Giebeln und
hohen Türmen erkennen. Rothenburg, das ursprünglich im 11. Jahrhundert um eine
mittelalterliche Burg auf einem Bergrücken hoch über dem Taubertal erbaut wurde,
hat trotz Bombardierung durch die Alliierten 1945 eine weitgehend erhaltene und
in Teilen exakt wiederaufgebaute mittelalterliche Altstadt, auf deren Zentrum -
dem Marktplatz - unsere Reise begann. Zunächst verschafften wir uns mit Hilfe
eines Guides und anhand eines Stadtmodells vor der St. Jacobkirche einen
Überblick über die Lage der alten Burganlage im heutigen Burggarten. Auf dem Modell
erkannte man aus der Vogelperspektive auch sehr leicht, wie die Stadt im
Mittelalter kreisförmig immer weiter gewachsen war. Mittels Straßennamen und
kleinen Geschichten erzählte uns unsere Stadtführerin, zudem wie die Gewerke
und Händler die Stadt und ihre Straßennamen prägten.
Da
Rothenburg an einer wichtigen Handelsstraße lag, konnten nicht nur Waren der
lokal ansässigen Handwerker verkauft werden, sondern auch teure Gewürze wie
Salz und Pfeffer. Diese wurden allerdings nicht auf offenen Marktständen zum
Kauf angeboten, sondern im Untergeschoß des alten Ratshauses aus kleinen spitz
zulaufenden Türen heraus, um die Händler vor Dieben zu schützen, denn sowohl
Salz, als auch Pfeffer wurden mit puren Gold aufgewogen. Unweit des Zentrums
liegt der höchste Turm der Stadt - der Kirchturm der Jakobskirche, die für
Rothenburg mindestens genauso wichtig war und ist, wie der florierende Handel.
Denn die Freie Reichsstadt war seit jeher auch Anlaufstelle für Touristen. Doch
anders als heutzutage, wo Pilgerscharen aus den USA und Asien nach Rothenburg
strömen, kehrten im Mittelalter christliche Pilger, die den Jakobsweg nach
Santiago de Compostela entlang reisten in der Tauberstadt ein. Hier bewunderten
sie den Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider oder ließen ihre von der
langen Pilgerreise bereits geschundenen Füße oder Blessuren bei den
Dominikanern heilen. Entlang der Stadtmauer wurden wir anschließend nicht nur
zur städtischen Mühle geführt, in der heute die Jugendherberge untergebracht
ist, sondern auch zum Stadttor in der alten Herrngasse, auf dem uns das
Stadtwappen erklärt wurde und, welchen Ursprung die Redewendung "Pech
haben" im Mittelalter hatte. Neben der Stadtführung durch das
mittelalterliche Rothenburg bekamen die Schüler auch faszinierende Einblicke in
die Rechtsprechung vergangener Jahrhunderte, in dem sie eine Rallye durch das
Kriminalmuseum der Stadt machten. Dabei konnten sie nicht nur Folterinstrumente,
Schandmasken oder Richtschwerter bestaunen, sondern auch mehr über die teils
grausame Rechtsprechung erfahren; beispielsweise, wann die Stadt die Strafe der
Bäckertaufe verhängte oder wann ein Mann am Pranger mit einer Kette mit großen
Holzwürfeln und Karten stehen musste. Unter dem Dach des Museums konnten wir
schließlich auch Repliken der Reichsinsignien der deutschen Kaiser und Könige
des Mittelalters bestaunen, von denen wir bereits im Unterricht mehrmals gehört
hatten.
Mit
vielen interessanten und neuen Eindrücken - und vom Wettergott sogar im Februar
mit Sonne belohnt - machten wir uns schließlich wieder auf den Weg zurück ans
Gymnasium nach Feuchtwangen.
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